Natürlich kann man heute auch fünfstellige Summen für die Wiedergabe von Vinyl ausgeben. Doch die neue Plattenspieler-Mittelklasse bleibt deutlich im dreistelligen Euro-Bereich. Und liefert für das Geld ganz erstaunliche Klangqualität und tolle Features, wie fünf aktuelle Modelle zeigen. Wir stellen sie vor – mit einer Zugabe.
Schallplattenhören ist wieder angeagt. Angebot und Nachfrage be-wegen sich bei den Abspielgeräten auf gesundem Wachstumskurs. Wobei der Käufer sich zumindest bei Marken-produkten, wie sie bei den media@home-Händlern stehen, darauf verlassen kann, für sein Geld soliden Gegenwert zu be-kommen. Anbieter wie Pro-Ject, Denon, Dual, Sonoro oder auch Music Hall offerieren inzwischen längst in der Mittelklasse zwischen 600 und 800 Euro eine Qualität, die auch goldene Ohren zufrieden stellt. Und das Angebot an attraktiven Scheiben stimmt auch frohgemut. Freilich kommen die Schallplattenpresswerke mit den inzwischen wieder begehrten Vinyl-Tonträgern gar nicht mehr nach. Wer hätte das vor 20 Jahren gedacht? Als die digitale CD der analogen LP scheinbar den Todesstoß versetzt hatte.
Debut Pro
Mit dem „Pro“ setzt der österreichische Marktführer seiner „Debut“-Reihe die audiophile Krone auf. Das MM-System „Pick It“ baut Ortofon für den Karbon-Alu-Tonarm.
DP 450 USB
Traditions-Hersteller Denon rüstet seinen DP 450USB mit Phono-verstärker und USB-Schnittstelle auf der Front aus. Die ermöglicht direkte Digital-Aufnahmen.
Friedliches Nebeneinander
Inzwischen hat sich viel getan – auf digitaler Ebene hat Streaming der CD schein-bar endgültig das Wasser abgegraben. Natürlich werden noch immer CDs ver- und gekauft, doch der physische Tonträger Compact Disc tendiert hartnäckig rückläufig. Die meisten Branchenexperten prophezeien zumindest in den nächsten Jahren ein Nebeneinander von körperlosem Streaming und Langspielplatte. Das eine für den schnellen Musikquickie nach dem Motto „Alles, Immer, Überall“, die andere für das bewusste Genießen in aller Ruhe. Und beide Welten lassen sich in einer HiFi-Anlage miteinander vereinen.
Die Hardware für den Vinylgenuss kostet längst nicht mehr die Welt und lässt sich auch von Nicht-Mechanikern ohne Probleme handhaben. Die österreichische Firma Pro-Ject trug auch mit ihren sehr preisgünstigen, in Tschechien gebauten, „Debut“-Plattenspielern erheblich zum Vinyl-Revival bei. Dabei entwickelten die Wiener ihre Debütanten aber immer weiter. Inzwischen gibt es mit dem „Pro“ ein Modell, das so gar nichts mehr von einem Einstiegs-Dreher hat. Im Gegen-teil, manch einer mag den Spieler gar schon ins audiophile High-End einordnen. Der Riementriebler glänzt mit schön präzisem Gleichlauf und einem Tonarm, der mit seinem kohlefaserummantelten Aluminium-Rohr und seinem spielfreien Lager auch hohen Ansprüchen gerecht wird.
MMF 3-3
Der britische Plattendreher baut auf ein zweistöckiges Chassis, einen Karbontonarm von Pro-Ject und den bewährten Moving-Magnet-Tonabnehmer Ortofon 2M Red.
CS 518
Dual stattet seinen CS 518 mit einem kardanisch gelager-ten Tonarm, dem Tonabnehmer Orto-fon 2M Red, und einer dicken, resonanz-dämpfenden Gummi-Tellermatte aus.
Audiophile Aufrüstung
Pro-Ject rüstet übrigens so manchen Mit-bewerber unter anderem mit Tonarmen aus – wie etwa Music Hall. Die Briten bestücken den Pro-Ject-Arm ihres MMF 3-3 mit einem guten alten Bekannten. Der Ton-abnehmer 2M Red des dänischen Spezialisten Ortofon erzeugt seine Signalspannungen mit Hilfe von bewegten Magneten in seinem Generator. Diese Moving Magnet oder MM-Abtaster decken den unteren bis mittleren Preis- und Qualitätssektor HiFi-tauglicher Tonabnehmer ab – und das 2M Red, das auch am gleichfalls untadeligen Dual CS 518 steckt, zählt hier sicher zu den Preis-Leistungs-Hits. Was aber nicht heißt, dass man mit einem höherwertigen Abtaster mit den genannten drei Platten-spielern klanglich nicht noch höher reichen kann. Wer also etwa ein Moving-Coil-(MC)-System vom Schlage eines Denon DL 103R aufrüsten will: Diese audiophile Option steht bei den Qualitäts-Spielern offen. Bei MCs erzeugen bewegte Spulen die normalerweise gegenüber MMs deutlich niedrigere Signalspannung, deshalb muss auch ein spezieller Vorverstärker her, Ihr media@home-Händler weiß Rat.
Platinum SE
Die SE-Version des Platinum zeigt sich technisch getunt mit schwererem Plattenteller und wertigem Tonabnehmer von Nagaoka. Geblieben ist der USB-Anschluss.
Digitaler Brückenschlag
Weil die Signale eines Tonabnehmer-Systems aber immer sehr viel leiser sind als etwa bei einem CD-Spieler und zudem viel zu wenig Bass (um Platz auf der LP zu sparen) und dafür viel zu viele Höhen (um das Rillengeräusch zu übertönen) liefern, müssen sogenannte Entzerrer-Vorverstärker den Signalspannungen auf die Sprünge helfen. Die Phonostufen, früher in fast allen Verstärkern enthalten, sind nicht mehr selbstverständlich, weshalb man sie als Schallplattenhörer manchmal nachkaufen muss. Oder sie sind, wie im Sonoro Platinum SE, dem Denon DP 450USB oder auch dem highendigen VPI The Player, bereits im Plattenspieler eingebaut. Diese komfortable Option ermöglicht dann dem Sonoro wie dem Denon den Brückenschlag in die digitale Welt. Denn die analogen Signale einer bereits vorverstärkten Vinyl-Abtastung lassen sich problemlos von handelsüblichen Analog-Digital-Wandlern in digitale Signale umrechnen.
Praxis: Klanggewinn mit neuem Tonabnehmer
Wenn Sie klanglich in eine höhere Liga aufsteigen möchten: Das probateste Mittel dazu ist, den alten Tonabnehmer auszutauschen.
Die entsprechenden digitalen USB-Schnittstellen ermöglichen die direkte Kommunikation des Plattenspielers mit digitalen Devices. Ein tolles Feature, wenn man zum Beispiel seine Schallplatten digitalisieren und somit ins Netzwerk integrieren will. Einmal digitalisiert, muss man seine Vinyl-Schätze auch nicht mehr analog abspielen – und schont sie so. Schließlich bedeutet jeder Ritt der Nadel in der Rille auch eine ge-wisse Abnutzung, mag sie auch noch so gering sein. So ein bisschen erinnert das an frühere Zeiten, als LP-Liebhaber ihre Scheiben auf gleichfalls analoge Cassette oder Tonband überspielten. Heute macht man das eben digital. Oder hört – wie mit den hier vorgestellten Spie-lern – möglichst schonend analog. Schließlich ist Schallplattenhören angesagt.