So klein und unscheinbar sie auch aussehen: Mit einem passenden, neuen Diamant-bestückten Plattenspieler Tonabnehmer lässt sich der Klang von Vinyl mächtig aufhübschen.
Diamonds are forever? Nee, leider nicht. Zumindest, wenn sie als Abtastnadeln an Tonabnehmersystemen ihren aufreibenden Dienst versehen, müssen wir Shirley Basseys berühmten Bond-Song widersprechen. Tonabnehmer, auch Pickup, Tondose, Tonzelle oder System genannt, bilden mit ihren Speer- pardon: Nadelspitzen die vorderste Front, stellen den Erstkontakt her zu den in winzigen Modulationen einer engen Rille gespeicherten Musikinformation. Um die auszulesen zu können, müssen die kleinen Schmucksteine – denn für den Job kommt (fast) nur das härteste Material auf diesem Erdball, der Diamant in Frage – auf winzige Verrundungsradien geschliffen sein, mit bloßem Auge kaum erkennbar. Kein Wunder, ihre Arbeit spielt sich im Mikrometer-Bereich ab, ein Mikrometer oder μ entspricht einem Tausendstel Millimeter – ein Menschenhaar misst 40 bis 120 μ. Dabei werden sie mit dem Mehrfachen der Erdbeschleunigung bis zu 20000 mal in der Sekunde hin und her und auf und ab geschleudert und müssen dennoch präzise Kurs halten.
Neues Spiel
Das hält auf Dauer der härteste Diamant nicht aus – und deshalb zählt er zu den Verschleißteilen einer analogen HiFi-Kette, die ab und an ausgetauscht werden müssen. Vor allem bei den berühmt-berüchtigten Keller- oder Dachbodenfunden von Plattenspielern, die wieder in Betrieb gehen sollen, sollte man die Nadel oder besser gleich den gesamten Tonabnehmer durch einen neuen ersetzen. Wir zeigen Ihnen auf diesen Seiten Beispiele, die dieses neue Spiel hervorragend übernehmen kön-nen. Ihr Media@Home-Händler wird mit Sicherheit auch den Einbau übernehmen, wenn Sie sich das (noch) nicht zutrauen (wollen).
Zusammenspiel
Denn das Zusammenspiel von Tonabnehmer, Tonarm, Plattenspieler und der anschießenden Verstärkung ist ein komplexes Geflecht aus Geometrie, Mechanik und Elektrik. Da spielen fachchinesische Begriffe wie Azimuth, Compliance, dynamische Masse, HTA und VTA eine Rolle – die zu kennen ist Sache des M@H-Spezialisten. Sollten Sie eine ausreichend ruhige Hand, gute Nerven und die entsprechenden Hilfsmittel zur Justage haben, sollte der Systemkörper schon die Gewinde für die Befestigungsschrauben eingedreht haben. Systeme mit Schrauben und eigenen Muttern einzubauen, erfordert schon fortgeschrittene Fähigkeiten.
Einen echten Komfortgewinn bringen Systeme wie das Pro-Ject Pick-it, so ein Arm mit dem sogenannten SME-Anschluss anbietet: Geometrisch stimmt nach Festdrehen der Überwurfmutter dann schon mal alles. Für was auch immer Sie sich entscheiden: Mit dem richtigen Neu-System lassen sich ganz erstaunliche klangliche Fortschritte erzielen. Die Qualitätsstufen von Plattenspieler, Tonarm und Tonzelle sollten dabei nicht allzu weit auseinander liegen. Was der Autor aber in jüngster Zeit beobachten konnte, ist, dass die modernen Tonarme auch in günstigen Plattenspielern durchaus in der Lage sind, auch deutlich höherwertige Tonabnehmer als die serien-mäßig eingebauten adäquat durch die Rille zu führen. Falls Sie also noch ein schon etwas abgerocktes oder doch billiges System an Ihrem Spieler haben – der Zukauf aus den höheren Ligen der Tondosen kann schon mächtig viel bringen fürs Zusammenspiel. Fragen Sie Ihren M@H-Händler.
Aufstiegsspiel
Wie in fast allen HiFi-Gerätegattungen gibt es auch bei den Pickups die Aston Martins und Bugattis, für die fünfstellige Summen fällig werden. Wir belassen es hier bei vernünftigen Angeboten, die ordentlich was bieten fürs Geld. Prinzipiell unterscheidet man Tonabnehmer nach der Art, wie sie aus den von Nadel und Nadelträger übertragenen mechanischen Bewegungen in ihren Generatoren elektrische Spannung machen. Neben den für Hi-Fi-Zwecke untauglichen piezoelektrischen Billigheimern haben sich im Qualitätsbereich zwei Arten durchgesetzt: Moving Magnet MM und Moving Coil MC.
Bei ersteren bewegt der Nadelträger Magneten zwischen feststehenden Spulen, bei den anderen Spulen zwischen feststehenden Magneten. Normalerweise wird in MMs etwas mehr Masse bewegt, dafür mehr Spannung induziert, in MCs weniger Kraft aufgewendet, aber auch weniger Saft erzeugt. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, besetzen MMs die unteren bis mittel-hohen Qualitätsstufen, während die MCs die nach oben offene Skala beherrschen. Weil MCs aber auch viel bessere Phono-verstärker brauchen, sollten kostenbewusste Ein- und Aufsteiger erst einmal mit den hier vorgestellten MMs liebäugeln. Alle vier liefern ausreichend hohe Ausgangsspannungen, um auch mit mediokren Phonostufen etwa in preiswerten Vollverstärkern noch ordentlich Kapelle zu machen. Denn was nützt ein schönes System an einem schönen Plattenspieler, wenn die im Rauschen untergehen? Aber wenn alles passt – dann kann so ein schönes Tonabnehmer-Schmuckstück einen ganz schönen Genussgewinn bringen. Steigen Sie auf.