Während der Lärmpegel um uns immer weiter steigt, sehnen wir uns immer mehr nach Ruhe. Vor allem, wenn wir unsere Lieblingsmusik hören wollen. ANC-Kopfhörer mit aktiver Lärmunterdrückung können da Wunder wirken.
Während des Corona-Lockdowns 2020 erlebte so mancher deutsche Stadtbewohner viel Ungewohntes. Unter anderem hörte er wohl zum ersten Mal in seinem Leben in unmittelbarer Umgebung wieder Vögel singen. Und das nicht, weil sich die gefiederten Sänger plötzlichen Stimmkraftzuwachses erfreuten, sondern weil unsere Umgebung für kurze Zeit einmal ruhiger geworden war. Für manchen fast schon unheimlich ruhig, so für ihn Straßenverkehr, Schienenfahrzeuggetöse, Fluglärm und überhaupt der gesamte Umweltradau schon zum gewohnten Hintergrundrauschen seines Alltags gehörten. Das ungewohnte Ruheerlebnis, für die meisten lärmgeplagten Zeitgenossen durchaus wünschenswert, können wir uns freilich auch in hoffentlich langanhaltenden Nachlockdownzeiten öfter verschaffen. Wir müssen uns dazu nicht in Höhlen verkriechen oder die Gehörgänge mit knetbarem Kautschuk versiegeln, sondern uns nur eine bestimmte Sorte Kopfhörer in, auf oder über die Ohren stecken. Schließlich wollen wir ja nicht den inneren Lockdown, sondern unsere Lieblingsmusik ohne nervendes Nebengetöse genießen.
ANC-Kopfhörer: Keine Zauberei mehr
Das Zauberwort heißt auf gut Neudeutsch Active Noise Cancelling, abgekürzt ANC, übersetzt aktive Lärmunterdrückung. Die Technik erfreut sich in unseren lauten Zeiten zunehmender Beliebtheit, das Angebot an entsprechenden Kopfhörern steigt. Nicht alle sind ihr Geld wert, aber Ihr media@home-Händler führt sicher ein umfassendes Sortiment wohltuend wirksamer Wunderwerker. Empfehlenswerte Modelle gibt es in verschiedenen Preis- und Typenklassen. In-Ear-Kopfhörer sind die kleinen Knöpfe, die in die Ohrmuschel hineinpassen, On-Ear-Hörer liegen auf ihnen auf und Over-Ears umschließen sie. ANC-Kopfhörer sollen ja nicht nur Musik in manierlicher Qualität wiedergeben. Das ist – zusammen mit der geräuschdämmenden Wirkung ihrer Gehäuse – ihr sozusagen passiver Part. Sondern sie löschen auch aktiv die Umgebungsgeräusche. Das heißt, sie löschen sie nicht aus, sondern sie lassen sie nur nicht an unsere Trommelfelle. Wie man das anstellen könnte, darüber dachten schon Techniker in den 1930er Jahren nach, in den 1950ern konnten Hubschrauber-Pi-loten erstmals von fertigen Hörern profi-tieren. Der Höllenlärm im Cockpit wurde erträglicher, gleichzeitig verbesserte sich die Funkverständigung über die segensreichen Kopfhörer.
Das Prinzip: Die Lautsprecher an den Ohren produzierten ihrerseits Lärm. Nur in der akustischen Phase genau dem draußen tosenden Radau entgegengesetzt. Wenn man sich einen Ton als Welle vorstellt, so bildet diese Wellenberge und Wellentäler aus: je höher und tiefer, umso lauter der Ton. Wie und wo Berg und Tal verlaufen, bezeichnet man als akustische Phasenlage. Überlagert man der Welle nun eine andere, die genau dort einen Wellenberg ausbildet, wo die ursprüngliche ein Tal aufweist und umgekehrt – dann ist die Summe Null. Die Noise Canceller brauchen also nur eine Information über Tonhöhe, Tonstärke und Phasenlage von unerwünschtem Lärm, um dann über den Lautsprecher – und nichts anderes ist ja ein Kopfhörer – das gleiche Signal gegenphasig draufzugeben. Dann herrscht Ruhe am Trommelfell, Gut und Böse haben sich egalisiert.
Bose war der Pionier bei ANC-Kopfhörer
Theoretisch. In der Praxis, sprich: in der Natur, gibt es aber keine „reinen“ (Sinus)Wellen. Jedes noch so hässliche Geräusch setzt sich aus mehreren Wellen zusammen. Bei „einfachem“ Lärm wie etwa dem gleichmäßigen Dröhnen von Hubschrauberrotoren oder Flugzeugtriebwerken lässt sich noch mit vergleichsweise simplen Geräuschen gegensteuern. Für den „normalen“ Gebrauch mussten da schon noch ein paar Probleme gelöst werden, etwa wie der Hörer welches Geräusch mit welcher Energie produzieren kann. Der geniale Lautsprecher- und Akustik-Entwickler Professor Amar Bose wollte einst auf einem Flug Musik hören, die Düsen aber machten das nahezu unmöglich. Kaum zurück am Boden, setzte er ein Forschungsteam an auf aktive Geräuschunterdrückung für kommerzielle Kopfhörer für Musikfans – und mit dem legendären Bose QuietComfort OC1 brachte es den ersten alltagstauglichen und bezahlbaren ANC-Kopfhörer auf den Markt.
Ein Mikrofon in jeder Kapsel analysierte den Umgebungsschall, eine gleichfalls in die Kapsel integrierte batteriebetriebene Verstärkerschaltung gab dann den Antischall gleichzeitig mit dem Nutzsignal ab, das nun in nie gekannter Unbeflecktheit das Hörerohr erreichte. 1986 begleitete die Bose-Technologie die Piloten des seinerzeitigen Ausdauerrekordfluges neun Tage, drei Minuten und 44 Sekunden lang. Ein Jahr später präsentierte der deutsche Hersteller Sennheiser seine Version der aktiven Geräuschunterdrückung. Seitdem hat ANC einen Siegeszug durch die Labore fast aller namhaften Kopfhörerhersteller angetreten: Bose, Sony, Panasonic/Technics, Bowers & Wilkins, Beyerdynamic, Denon, JBL, Beats by Dr. Dre oder Nura mischen mit. Allerdings müssen ruhesuchende Musikfans für akzeptable Qualität sowohl beim Noise Cancelling, wie natürlich auch bei der Musikwiedergabe mindestens so um 180 Euro kalkulieren – darunter herrscht mehr Frust als Lust. Auch der iPhone-Konzern Apple hat mit den In-Ears AirPod Pro sein Modell in der Klasse um 280 Euro am Start.