Jeder Automobilhersteller hat inzwischen seinen eigenen, schicken Online-Konfigurator. Bei Smart Haus fühlt man sich dagegen mitunter ins digitale Mittelalter versetzt. Aber halt: Lebensräume, Feelsmart & Co. wollen das endlich ändern.
Bauherren und Wohnungsinhaber mit Modernisierungswünschen hatten es bislang schwer, wenn die eigenen vier Wände smart werden sollten. Lichtsteuerung, Alarmanlagen, Heizungsregelung, Jalousiensteuerung und Türkommunikation – wer da den Überblick behalten wollte, brauchte Nerven wie Drahtseile und Notizblöcke, so dick wie Leitz-Ordner. Anbieter gibt es in 2019 genug, die Anzahl der Produkte ist kaum mehr überschaubar. Genau das ist das Problem. Welche Hardware passt zusammen? Was kostet das alles? Und vor allem: Was brauche ich in meinem Smart Home, um mich in den nächsten zehn Jahren wohl und sicher zu fühlen?
Das fängt schon bei der Stromversorgung in den einzelnen Zimmern an. Wie viele Steckdosen sind notwendig? Und was passiert eigentlich, wenn aus dem Kinder- mal ein Arbeitszimmer werden soll? Noch im alten Jahrtausend war die Formel simpel: An der Tür ein oder zwei Lichtschalter, an jeder Wand zwei oder drei Steckdosen und fertig. Eine Netzwerkverbindung zum Stockwerkverteiler oder zum InternetRouter im Keller spielte ebenso wenig eine Rolle wie eine ausgefeilte Musiksteuerung oder Lichtszenarien je nach Stimmung.
Was brauche ich in meinem Smart Home, um mich wohl und sicher zu fühlen?
Fest steht: Die Ansprüche sind gestiegen, deshalb ist es heute umso wichtiger, möglichst viele Eventualitäten im Vorfeld zu berücksichtigen. Das funktioniert unter anderem über moderne Taster, die verschiedene Funktionen bündeln können, sich jederzeit umprogrammieren lassen und sogar über Sensoren weitere Funktionen im Haus steuern. Beispielsweise das Licht anschalten, wenn vor der Haustür eine Bewegung wahrgenommen wird.
Hört sich gut an, allerdings steigen der Planungsaufwand und auch die Kosten steil an, wenn es keine Standardinstallation werden soll. Natürlich lässt sich z.B. für Altbauten fast alles nachrüsten, auch ohne Schlitze zu klopfen, – beispielsweise über Funksysteme –, eine solide Bedarfsplanung sollte aber immer die Basis eines Neubaus bzw. einer Modernisierung werden. Und genau hier kommen simpel zu bedienende Online-Konfguratoren ins Spiel. So hat beispielsweise die Initiative Elektro+ mit dem Elektro+ Raumplaner ein Tool im Netz bereitgestellt, mit dem sich auf frei erstellbaren Grundrissen u.a. Steckdosen-, Beleuchtungs-, Kommunikations- und Medienbedarf in den künfigen Wohn(t)räumen ermitteln lassen. In drei Varianten: Basis, Standard und Komfort. Eine solche Grundlage ist nicht nur für Elektrofachbetriebe ganz wichtig, um zu verstehen, was der Bauherr am Ende vorhat – sondern auch dafür, dass es kein böses Erwachen bei den Kosten gibt. Die können, abhängig von den eigenen Ansprüchen, exorbitant hoch ausfallen.
Wer Online-Shopping beherrscht, kann sich per App auch sein Smart Home planen.
Das will auch der Hersteller Hager vermeiden. Anhand von Beispielhäusern ermittelt dessen virtuelles Werkzeug für angehende Bauherren ungefähre Preise, die beim Smart Home je nach Wunschausstattung anfallen. Nach der Auswahl eines Ausstattungstyps („Pragmatisch“, „Solide“, „Komfortabel“ und „Das volle Programm“) lassen sich Haustypen aussuchen und anhand derer die Kosten einschätzen. Wie nah die Berechnungen an der Realität sind, stellt sich erst im Nachgang heraus – wenn es ans Eingemachte geht. Enthalten sind in den Beispielen unter anderem Wetterstationen, Schalterprogramme, VideoTürsprechanlagen, Funk-Rauch-WärmeWarnmelder, Anwesenheitssimulationen, Temperaturregelung, Markisen- und Jalousiesteuerung, Lautsprecher, Gebäudesteuerung per Touchpanel, Amazon Echo, Multimedia-Anschlüsse, Satellitenanlage, USB-Ladesteckdosen, WLAN Access nem ungefähren Endpreis belohnt – samt Installationskosten und sonstigen Aufwänden wie Bus-Programmierung. Auch die dafür geeigneten Installateure muss man sich im Anschluss nicht händisch zusammensuchen. Sie werden auf der Ergebnisseite anhand einer Landkarte präsentiert. Der „Feelsmart“-Konfigurator ist im Vergleich zu „Lebensräume“ zwar eher schlicht gehalten, dennoch optisch und funktional hervorragend umgesetzt. Wer Online-Shopping beherrscht, kann sich damit auch sein Smart Haus planen. Das Werkzeug ermittelt je nach Grundriss und Anzahl der Räume samt Fenstern und Türen die dafür notwendigen Schalter, Taster und Sensoren. Auch hier lassen sich verschiedene Ausstattungspakete wählen. Während die „Basis“-Variante für preisbewusste Bauherren das Notwendigste zusammenstellt, darf man bei „Premium“ im Smart-Haus-Schlaraffenland schwelgen. Das Beste: Der spätere Preis ist bei der gesamten Konfiguration immer transparent. Aber nicht nur für Bauherren ist „Feelsmart by Jung“ sehr gut geeignet, um die eigenen vier Wände zu planen – sondern auch für Fachbetriebe. Denn diese können die Konfiguration dank eines am Ende generierten Codes jederzeit einsehen, herunterladen und weiterplanen. Mit allen benötigten Elementen. Viel besser geht es kaum. Am Ende steht dann ein verbindliches Angebot. Im Vergleich zum herkömmlichen Prozedere mit zahlreichen Beratungsterminen und Abstimmungsrunden – samt Missverständnissen – spart sich der Bauherr viel Zeit und Nerven.
Generell gilt: Zwei wichtige Fragen müssen sich Smart-Home-Enthusiasten gleich zu Beginn stellen: Welche Funktionen haben einen echten Nutzwert? Und ist man bereit, die dafür nötigen Investitionen zu tätigen? Das Institut für Gebäudetechnologie (IGT) hat dafür einen Fragebogen entworfen, der zumindest Anhaltspunkte liefert. Zur Beantwortung ist kein technisches Verständnis erforderlich, da sich die Fragen ausschließlich auf den Nutzen aus Anwendersicht beziehen.