Schnelles WLAN: Ohne Tempolimit!

schnelles WLAN - Ohne Tempolimit

Wenn die neueste „StarTrek: Discovery“-Episode auf dem iPad sekundenlang pausiert, liegt es meistens nicht am Internet-Anschluss oder an Netflix – sondern am WLAN-Netz zu Hause. Wir haben sie, die besten Tipps für schnelles WLAN gegen WiFi-Zickereien.

Eigentlich ist so ein drahtloses Netzwerk eine super Sache: Kein lästiges Kabelgefummel, superschnell und noch dazu ist der Internet-Zugang überall in den eigenen vier Wänden verfügbar. Zumindest theoretisch. Denn tatsächlich tröpfeln die Daten in deutschen Haushalten meist nur im ersten Gang aus dem Router in Richtung Fernseher, Tablet, Smartphone oder Spielekonsole. Mögen sich die Hersteller mit den neuesten Standards wie aktuell WiFi 6 (Information: „Die WiFi-Standards“) und Höchstgeschwindigkeitsangaben noch so überschlagen. Weshalb kommt es also zum Tempolimit im eigenen Wohnzimmer? Ganz einfach: weil es viele Bremsklötze gibt. Je höher die genutzten WLAN-Frequenzen und damit die Geschwindigkeit, je mehr direkte Nachbarn ebenfalls mit leistungsstarken WiFi-Routern ausgestattet sind, desto schlechter die Reichweite und die Bandbreite des eigenen drahtlosen Netzwerks in der Praxis. Denn: Drahtlose Netze sind sehr fragil, Stahlbetonwände und Signale auf gleichen oder benachbarten Frequenzbändern pures Gif. Das ist auch der Grund, weshalb die in der Werbung angegebenen Geschwindigkeiten – wenn überhaupt – nur unter Laborbedingungen erreichbar sind. Wer zu Hause konstant 500 bis 600 Mbit/s mit Rechner, Tablet oder Smartphone innerhalb seines Netzwerks erreicht, kann extrem zufrieden sein. Auch wenn so mancher Hersteller vollmundig sogar „Gigabit-Speed“ verspricht. Apropos: Im brandneuen WiFi-6-Standard soll es noch höhere Geschwindigkeiten sowohl im 2,4- als auch im 5-Gigahertz-Band geben, außerdem können mehr Clients gleichzeitig versorgt und etwas größere Distanzen überbrückt werden.

Ob das alles auch in der eigenen Wohnung funktioniert, ist aber ähnlich wahrscheinlich wie ein allgemeines Tempolimit von 120 km/h auf deutschen Autobahnen. Es gibt ein paar simple Kniffe, wie sich das WiFi-Tempo tatsächlich erhöhen lässt.

Tipps für schnelles WLAN

WiFi-Router sollten immer möglichst in Kopföhe angebracht sein – und keinesfalls hinter Schrankwänden, dem Sofa oder gar im Keller verschwinden. Dort werden die Signale stark gedämpf, mit sehr negativen Folgen für die Geschwindigkeit.

Setzen Sie mindestens auf den Standard WiFi 5 (also IEEE802.11ac), vor allem dann, wenn ein halbes Dutzend oder mehr Geräte sehnsüchtig auf eine Internet-Verbindung warten.

Je nach Design bzw. Bauform und Anordnung der Antennen am WLAN-Router kann man die Reichweite beeinflussen. Auch die Positionierung der einzelnen Antennen selbst spielt eine große Rolle. Das ist auch der Grund, weshalb bei vielen WLAN-Routern Antennen drehbar sind. Es lohnt sich, damit ein wenig herumzuexperimentieren.

Für die Reichweite wurde das sogenannte Beamforming spezifziert. Schon seit dem „WiFi 5“-Standard. Damit kann die Basisstation ihre Signale gebündelt in ganz bestimmte Richtungen aussenden und die Verbindung zu einem WiFi-Gerät verbessern. So ähnlich wie Richtfunk. Das muss in den Einstellungen des Routers mitunter erst aktiviert werden. Technisch funktioniert das so, dass mehrere Antennen identische Signale aussenden, allerdings nacheinander, mit einem winzigen zeitlichen Versatz. Das erlaubt eine höhere Modulationsstufe und damit eine höhere Daten- übertragungsrate. Faustregel: Je höher die Datenrate sein soll, umso höher muss der Pegel des empfangenen Signals ausfallen. Der Königsweg allerdings ist eine Analyse der elektromagnetischen Wellen, die der Router ausstrahlt. Hört sich kompliziert an, ist es aber gar nicht. Denn dafür gibt es – wie könnte es anders sein – eine App für Android-Smartphones bzw. Tablets. „WiFi Solver“ heißt sie und kostet im deutschen PlayStore von Google aktuell 60 Cent. Eine lohnenswerte Investition. Entwickelt wurde sie vom Londoner Entwickler Jason Cole. Er nutzte die sogenannte HelmholtzGleichung, um die Abstrahlcharakteristik des WiFi-Routers zu berechnen. In der App selbst muss dazu der Grundriss der Wohnung oder der zu versorgenden Räume aufgezeichnet werden, samt Türen und Wänden, die unterschiedliche Widerstandswerte für die elektromagnetischen Wellen aufweisen. Danach lässt sich simulieren, an welchen Stellen der Empfang besonders stabil ausfällt. In der App steht „Rot“ für guten Empfang, „Blau“ für weniger optimal und „Schwarz“ für Signalverlust. Das funktioniert in der Praxis erstaunlich gut und zuverlässig. Allerdings nutzt auch die beste App nichts, wenn es um mehrere Stockwerke geht, wie z. B. in einem Einfamilienhaus. Die Lösung: MeshSysteme, die auch größere Entfernungen überbrücken.

Schnelles WLAN: Mesh-Systeme

Im Gegensatz zu klassischen Access Points spannen diese modularen Helfer eine Art WLAN-Schirm über mehrere Satelliten auf. Die einzelnen Systeme kommunizieren nicht ausschließlich mit der Basis, die sich in der Regel in der Nähe des Internet-Anschlusses befindet, sie kommunizieren untereinander. Das heißt, es spielt nur noch eine untergeordnete Rolle, wie weit die Basisstation von der jeweiligen Mesh-Station entfernt ist. Entscheidend ist vielmehr, dass ein Knotenpunkt zum jeweils anderen Kontakt aufbauen kann, bis die Basisstation am Ende erreicht ist. Aktuelle Mesh-Systeme kommunizieren zudem untereinander über ein eigenes Frequenzband – und zwacken damit keine Bandbreite für die InternetNutzung ab. Über „Access Point Steering“ entscheidet die Basis-Mesh-Station eigenständig, welche Mesh-Station für ein Endgerät die beste Leistung liefert. Auch die sogenannte SSID ist überall identisch. So muss zum Beispiel beim Gang aus dem Keller ins Obergeschoss auf dem Smartphone oder Tablet kein zweites oder drittes WLAN aktiviert werden, um weiterhin die volle Geschwindigkeit zu nutzen.

Je höher die Datenrate sein soll, umso höher muss der Pegel des empfangenen Signals ausfallen.

Über das sogenannte Band Steering wird dem Endgerät automatisch das schnellste Frequenzband am jeweiligen Standort zugewiesen. Es gibt aber auch Nachteile: Mesh-Systeme sind teuer. Apropos Geld: Auch der Energieverbrauch steigt im Vergleich zu einer Kombination aus WLAN-Router und -Repeater, weil es schlicht mehr Geräte gibt, um größere Wohnungen zu versorgen. Und damit erhöhen sich auch die jährlichen Stromkosten. Zudem sollte man sich auf einen Hersteller festlegen, denn die MeshKnotenpunkte lassen sich nicht immer beliebig miteinander kombinieren.

Noch etwas: Ob ein Mesh-System tatsächlich die Probleme mit dem WiFi in den eigenen vier Wänden behebt, lässt sich nur durch Ausprobieren ermitteln. Den wunderbaren Versprechen der Hersteller zum Trotz.

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