Im Gespräch mit media@home spricht Professor Dr. José Gonzales über Gefahren durch schlechte Zahnpflege und gibt Tipps für die tägliche Routine.
media@home: Sehr geehrter Herr Professor Dr. Gonzales, Sie vertreten das Credo „Der Mensch kann nur gesund sein, wenn sein Mund gesund ist“. Was können wir uns darunter vorstellen?
Prof. Dr. Gonzales: Genau betrachtet, beginnt die Verdauung bereits im Mund. Beim Kauen wirken Kräfte bis zu 800 Newton, also 80 Kilogramm, auf den Quadratzentimeter, echte Schwerarbeit für Zähne und Zahnfleisch. Da leuchtet ein, warum ein gesunder Zahnhalteapparat so wichtig ist.
media@home: Sie sind Parodontologe und bilden selbst Zahnärzte aus. Was übersehen wir Laien besonders leicht, wenn es um gesunde Zähne geht?
Prof. Dr. Gonzales: Wir denken in erster Linie an unsere Zähne, nicht jedoch an unser Zahnfleisch. Zahnfleisch und Zahnhalteapparat sind jedoch entscheidend für unser Allgemeinempfinden. Bei jungen Menschen liegt der Schwerpunkt meist in der Behandlung von Zahnfehlstellungen, Karies oder Zahnproblemen durch Unfälle. Das hat sich auch bei den Patienten verinnerlicht. Zähne weiß, keine Schmerzen? Alles in Ordnung.
media@home: Das ist falsch?
Prof. Dr. Gonzales: Zumindest nur ein Teil der Wahrheit. Wir werden heute deutlich älter als noch vor 100 Jahren. Mit den Jahren treten oft andere Probleme in den Vordergrund wie beispielsweise Erkrankungen des Zahnhalteapparates, etwa die Zahnfleischentzündung (Gingivitis) oder die Parodontitis, eine schwere Erkrankung.
Professor Dr. José Gonzales ist Facharzt für Parodontologie und Implantologie in München, sowie Oberarzt an der Poliklinik für Parodontologie der Justus-Liebig-Universität Gießen.
Der Mensch kann nur gesund sein, wenn sein Mund gesund ist.
media@home: Wie kommt es dazu?
Prof. Dr. Gonzales: Die Entzündung ist eine Reaktion unseres Immunsystems auf aggressive Keime. Gut 1000 Stämme dieser Erreger tummeln sich in der Mundhöhle. Die Bakterien lagern sich als biologischer Film (Plaque) bevorzugt da ab, wo die Zahnbürste nicht hinkommt – zwischen Zahn und Zahnfleisch sowie in den Zahnzwischen-räumen. Dort scheiden sie Giftstoffe und Enzyme aus, die das Zahnfleisch angreifen. Als Folge entzündet sich das Zahnfleisch.
media@home: Ist das gefährlich?
Prof. Dr. Gonzales: Es kann gefährlich werden, insbesondere wenn sich tiefe Zahnfleischtaschen bilden, die Entzündung fortschreitet und sich zu einer Parodontitis weiterentwickelt. Das ist eine schwere Entzündung, die zu Knochenschwund und Zahnausfall führen kann. Das Problem ist, dass eine solche Entzündung nicht lokal auf den Mund begrenzt ist. Blutet das Zahnfleisch, können die Erreger in die Blutbahn gelangen und das Immunsystem schwächen.
media@home: Wie erkenne ich die Entzündung früh genug?
Prof. Dr. Gonzales: Erste Anzeichen können gerötetes, druckempfindliches Zahnfleisch sein. Aber auch Zahnfleischbluten und temperaturempfindliche Zähne, Mundgeruch kann ebenfalls ein Hinweis sein.
media@home: Was können wir dagegen tun?
Prof. Dr. Gonzales: Zweimal im Jahr zur Kontrolle zu Ihrem Zahnarzt gehen und auch eine professionelle Zahnreinigung durchführen lassen. Allerdings werden die Weichen zuhause gestellt. Hier ist richtige Pflege die beste Grundlage für gesunde Zähne und Zahnfleisch. Sprich: Gründliches Putzen und dabei das Zahnfleisch mit der richtigen Putztechnik schonen. Zahnseide und antibakterielle Mundspülung sind die perfekte Ergänzung der täglichen Mundhygiene.
media@home: Vielen Dank Herr Professor.
Mundhygiene: Putzen mit Komfort
Jeder Mensch sollte besonderes Augenmerk auf seine Mundhygiene richten. Entzündetes Zahnfleisch ist eine unterschätzte, schleichende Gefahr für die Zähne und den Körper.